Interview
Prof. Dr. Martin Wenzel zur Entwicklung der Augenklinik Petrisberg

 

Nun existiert die Augenklinik Petrisberg schon 10 Jahre!

Wenzel: Tatsächlich schon 10 Jahre! Die einerseits wie im Flug vergangen sind. Und die andererseits so viele Veränderungen mit sich gebracht haben, von denen ich am Anfang nie geträumt hätte. Für mich ist in dieser Zeit ein Traum wahr geworden.

Prof. Dr. Martin Wenzel - Gründer der Augenklinik Petrisberg

Was war denn Ihr Traum?

Wenzel: In Aachen war ich der erste, der an einer deutschen Universitätsklinik das ambulante Operieren eingeführt hatte. Doch die stationäre Medizin wollte sich nicht den Bedürfnissen der ambulanten Patienten anpassen. Unser Gesundheitssystem ist nicht immer patientenfreundlich. Bei unserer Eröffnungsfeier hat Prof. Kirchhof aus Köln die Frage gestellt, wem der Arzt solidarisch sein müsse, dem Patienten oder dem System. Wer muss sich wem anpassen? Mein Traum war es immer, das System so umzuformen, dass es dem Patienten dient - um eng und vertrauensvoll mit den Patienten zu arbeiten. In der Augenklinik Petrisberg konnte ich das umsetzen. Hier haben wir ein so tolles Team bilden können, dass wir ganz viele Rahmenbedingungen tatsächlich den Bedürfnissen unserer Patienten anpassen konnten. Die Patienten bedanken sich fast täglich dafür - mein Dank gilt dem fantastischen Team, das dies, ja ich möchte fast sagen in christlicher Nächtenliebe trägt und umsetzt.

Wenn Sie den Start und die Zwischenetappe heute miteinander vergleichen – was hat sich denn da verändert?

Wenzel: Vielleicht machen ein paar Zahlen den Unterschied deutlich. Im Oktober 2005 bin ich alleine mit 6 Mitarbeiterinnen gestartet. Heute umfasst unser Team sieben Augenärzte, 3 Anästhesisten, zwei Weiterbildungsassistentinnen und über 50 nichtärztliche Fachkräfte. Wir haben uns in Trier nicht nur in der Nutzfläche mehr als verdoppelt - wir arbeiten noch an drei weiteren Standorten im Umland.

Das sind die Zahlen. Was ist denn der Schwerpunkt Ihrer augenärztlichen Tätigkeit?

Wenzel: Im Zentrum steht unser operatives Angebot. Besonders spezialisiert haben wir uns auf die Operationen im vorderen Augenabschnitt, also die Katarakt/Star- und die Glaukom-Operationen. Und vom ersten Jahr an ist ein zweiter Schwerpunkt mit den sogenannten IVOM-Eingriffen entstanden. Seit Gründung der Klinik haben wir über 35.000 Patienten operieren dürfen, jährlich inzwischen weit über 4.000. Alle Eingriffe haben wir ambulant durchgeführt, was für die Patienten bedeutet, dass sie sofort nach dem Eingriff in ihre vertraute Umgebung zurückkehren können. Wenn in Ausnahmefällen eine stationäre Behandlung gewünscht worden ist, konnten wir auch helfen.

Daneben ist natürlich auch der konservative Teil immer wichtiger geworden. Gerade in den Praxen in Morbach, Gerolstein und Speicher leisten wir einen wichtigen Beitrag zur augenärztlichen Grundversorgung in unserer Region. Es ist mittlerweile sehr schwierig geworden Ärzte zu finden, die den Wert und den Reiz der Patientenversorgung auf dem Land erkennen, weil es schwierig ist, Menschen von außerhalb klar zu machen, wie schön und lebenswert es bei uns ist. Für viele ist Trier einfach nur weit abgelegen.

Wenn Sie Freunden oder Kollegen von der Klinik erzählen – was ist Ihnen da besonders wichtig?

Wenzel: Den besonderen Geist unserer Klinik habe ich schon betont. Aber am wichtigsten sind die Menschen, mit denen und für die wir dort arbeiten. Und sehr bald schwärme ich dann auch von der Schönheit des Ortes der Klinik, von dem fantastischen Ausblick von oben auf Trier, vom Platz über den Wolken, von der Weite, die sich dem Auge bietet.

Wie nehmen Sie selber und ihr Team an den überregionalen Entwicklungen teil?

Wenzel: Zumindest die Informationswelt ist ja klein geworden. Unsere Ärzte haben ihre Weiterbildung an fünf verschiedenen Universitätskliniken erhalten, so haben wir gute Kontakte zu den besten Kollegen deutschlandweit. Wir schätzen deren Rat und Hilfe besonders dann, wenn wir einmal glauben, dass ein auswärtiger Arzt in einem seltenen Krankheitsbild eine besondere Expertise hat. Und wie in jedem Beruf ist das Netzwerk einfach wichtig. Wenn ich mich mit den befreundeten Kollegen aus Essen, München, Münster oder Luxemburg austausche, kann ich von deren Erfahrungen im Gesundheitssystem so vieles lernen, dass unsere Trierer Augenpatienten davon auch profitieren können. Die guten medizinischen Erfahrungen, die wir hier im Team erleben, führen auch dazu, dass wir neue Erkenntnisse zum Wohle der Patienten in internationalen Fachzeitschriften publizieren und als Experten regelmäßig zu allen großen operativen Kongressen im deutschsprachigen Europa zu Referaten eingeladen werden

Danke für das Gespräch.