Konservative und operative Therapie des chronischen Glaukoms

Bei der Therapie des Glaukoms ist die Zusammenarbeit zwischen Augenarzt und Hausarzt zur Stabilisierung der Durchblutung wichtig. Starke Schwankungen oder ein nächtlicher Abfall des Blutdrucks können langfristig zum Glaukom führen. So gibt es Glaukompatienten, bei denen das Augenlicht durch einen Herzschrittmacher oder durch ein Absetzen der abendlichen blutdrucksenkenden Therapie zu retten ist.

Therapie mit Augentropfen

Bei sehr vielen Glaukom-Patienten lassen sich der Augeninnendruck und der Erhalt des Sehnervs durch die regelmäßige Gabe von speziellen Augentropfen langfristig regulieren. Bevor es zu einer fortgeschrittenen Schädigung des Sehnervs kommt, sollte operiert werden. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist dies beim Glaukom möglich, erfordert aber eine große Erfahrung des Operateurs. Ihr Augenarzt wird Sie hierzu beraten.

Arztgespräch

Im Arztgespräch erläutert Prof. Wenzel die therapeutischen Möglichkeiten

Glaukom-Operationen

In Deutschland werden jährlich zwischen 10.000 und 20.000 Glaukomoperationen durchgeführt. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden, von denen wir hier nur die häufigsten vorstellen möchten:

Innere Druckableitung (Trabekulotomie)
Bei der Trabekulotomie wird der mikroskopisch kleine Ringkanal, der das Kammerwasser in das Blutsystem leitet, aufgesucht und sondiert. Dann wird er vorsichtig zur vorderen Augenkammer eröffnet, so dass das Kammerwasser seinen natürlichen Abflussweg wieder erhalten und frei abfließen kann. Der Wundbereich wird dann durch mikroskopisch kleine Fäden verschlossen, die sich selbständig auflösen. Abschließend erhalten Sie eine Kortisonspritze neben das Auge, um eine überschießende Vernarbung zu verhindern. Die Operation findet wie die Staroperation in Tropfanästhesie statt. Der Aufenthalt im OP-Bereich dauert weniger als eine Stunde, die reine Operationszeit beträgt etwa 20 Minuten. Als Zeichen des Operationserfolges kommt es zu einem geringen Rückfluss von Blut in das innere Auge. Dieses Blut kann von außen kaum gesehen werden, führt aber zu einer deutlichen Störung der Sehschärfe, die für zwei Wochen anhalten kann. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Linsentrübung (Katarakt), wird vor der Trabekulotomie die getrübte, etwa 5 mm dicke Linse entfernt und durch eine etwa 1 mm dünne Kunstlinse ersetzt, um den Abfluss weiter zu erleichtern. Da für Sie als Patient der Ablauf einer Trabekulotomie kaum anders als der einer Linsenoperation ist, empfehlen wir Ihnen, auch unsere Information zur Staroperation zu lesen.
Äussere Druckableitung (Fisteloperation, Trabekulektomie)
In vielen Kliniken werden noch die „fistulierenden“ Glaukomoperationen (Trabekulektomie)bevorzugt, bei denen das Kammerwasser unter die Bindehaut in ein Filterkissen geleitet wird. Das Ausmaß der Drucksenkung ist schwer zu steuern und erfordert oft den Einsatz von Krebsmedikamenten. In der Augenklinik Petrisberg setzen wir dieses Verfahren daher nur noch selten ein.
Laseroperationen (Lasercyclodestruktion)
Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten des Lasers beim Glaukom. Die erfolgreichste dieser Methoden ist die Lasercyclodestruktion. Dabei wird das Ziliarepithel des Strahlenkörpers mit etwa 20 Laserherden eines Infrarotlasers verödet. So wird die Neubildung des Kammerwassers herabgesetzt. Zur Operation wird die Lasersonde auf die betäubte Bindehaut aufgesetzt. Jeder der 20 Laserbestrahlungen dauert etwa 2 Sekunden lang. Das kann zu einem dumpfen Druckschmerz führen. Eine Eröffnung des Auges oder eine Naht ist dabei nicht notwendig. Um eine überschießende Reaktion zu vermeiden, wird vorsichtig dosiert und eine Nachlaserung einige Monate später in Kauf genommen.


Die Lasersonde wird auf das betäubte Auge aufgesetzt. Das Auge muss für diesen Eingriff nicht eröffnet werden.
Nach der Operation
Einige Stunden nach der Operation erfolgt die erste Kontrolle bei uns in der Klinik. Wenn der Augeninnendruck vorübergehend noch zu hoch sein sollte, kann er durch Tabletten oder Augentropfen gesenkt werden. Auch am Tag nach der Operation muss ein Augenarzt Ihr Auge kontrollieren.

Nach der Trabekulotomie-Operation können Sie auf dem operierten Auge zunächst nur Hell und Dunkel erkennen. Für Einäugige erfordert das eine intensive Betreuung durch Angehörige, Pflegedienste oder eine stationäre Aufnahme, die vor der Operation geplant werden muss. Eine vollständige Erholung des Sehens dauert oft bis zu 2 Monate und es kann vorkommen, dass Sie so lange nicht Ihr Auto steuern dürfen. Da die Wunde etwas größer als bei der Star- Operation ist, spüren Sie während dieser zwei Monate einen geringen Fremdkörperreiz. In wenigen Fällen spüren Sie auch die mikroskopisch kleinen Fäden; dann können diese bereits in der zweiten Woche nach der Operation gezogen werden. Sie lösen sich sonst innerhalb von 8 Wochen selbständig auf. Nach einer Lasercyclodestruktion erholt sich das Auge meist viel schneller als nach der Trabekulotomie.

Auch bei einer erfolgreichen Glaukomoperation kann es durch Vernarbungen später wieder zu Drucksteigerungen kommen. Mit einer einzigen Operation ist nur in etwa 60% der Fälle eine langfristige ausreichende Druckregulierung zu erreichen, deshalb sollten Sie lebenslang mehrmals im Jahr Ihren Augeninnendruck und gegebenenfalls Ihren Sehnerv oder Ihr Gesichtsfeld von Ihrem Augenarzt kontrollieren lassen. Falls der Druck nach der Operation durch Tropfen nicht sicher zu regulieren sein sollte, ist eine Lasercyclodestruktion als Zweitoperation zu empfehlen. Falls das Glaukom schon sehr weit fortgeschritten ist, kann es auch bei erfolgreicher Operation zu einem weiteren Verfall des Sehnervs kommen, so dass eine Operation eine drohende Erblindung nicht immer verhindern kann.

Themen dieses Artikels: Die Operation des chronischen Glaukoms

Was ist ein Glaukom?

Ursachen des Glaukoms

Konservative und operative Therapie des Glaukoms

Häufige Fragen