Martin Wenzel aus Daun
Wegbereiter der ambulanten Augenchirurgie
Die romantische Aussicht auf Trier im Herbstlicht wird durch das leise Klarinettenkonzert von Mozart untermalt. Der Betrachter könnte in schwärmerische Stimmung geraten - doch wenn er sich umwendet, scheint er in eine andere Welt versetzt. Der Blick fällt jetzt auf einen High-Tech-Operationssaal, in dem konzentriert ein Team aus Augenarzt, Anästhesist und OP-Schwestern einen Patienten am Star operiert. Die Operation ist so gut wie abgeschlossen, die neue Kunstlinse sitzt im Auge, der Operateur lehnt sich zurück und sagt: "Es ist alles gut gelaufen, Frau Müller. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen." Der Operateur ist Prof. Dr. Martin Wenzel. Als Martin Wenzel 1958 in Adenau geboren wurde, konnte niemand ahnen, dass er einmal als Professor der Augenheilkunde eine Vorreiterrolle in der ambulanten Augenchirurgie übernehmen würde.Als Sohn des damaligen Kelberger, und späteren Dauner Forstmeisters hat er die Liebe zur Freiheit und Weite der Eifel von seinen Eltern geerbt. Diese Weite bot ihm Platz für sein Hobby, das Radfahren. So setzte er mit 19 Jahren sein gespartes Geld auch nicht für ein erstes eigenes Auto ein, sondern es wurde in ein Rennrad investiert. Damit konnte er größere Entfernungen zwar nicht so schnell, aber doch mit mehr Freude und naturverbundener zurücklegen. Martin Wenzel entschied sich für ein Studium der Medizin und Theologie in Aachen, Bonn und Innsbruck, 1996 erhielt er an der Universität Aachen eine Professur in der Augenheilkunde für seine Forschungen und Entwicklungen zur Verträglichkeit von neuen Kunstlinsen nach Staroperationen. Die Staroperation war damals und ist heute immer noch die häufigste Operation am Auge. Noch in den 80er Jahren war sie in aller Regel mit einem bis zu zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt verbunden.
Bei Fortbildungsaufenthalten in den USA entdeckte Wenzel ein ganz neues Konzept für solche Operationen. In schönen Villenvierteln fand er ambulante OP-Einrichtungen, in die die Patienten morgens kamen, am Star operiert wurden, und anschließend wieder heimgingen. Ein nach deutschen Maßstäben zur damaligen Zeit undenkbarer Vorgang. Der konservative Eifler Wenzel glaubte zunächst fest an ein Scheitern dieser ambulanten Operationseinrichtungen. Dennoch befasst er sich näher mit der Organisation und dem medizinischen Erfolg dieser neuen Richtung und machte gleich reihenweise verblüffende Feststellungen. Der medizinische Erfolg stand den stationären Operationen in keiner Weise nach; die Patienten waren viel zufriedener, da sie gleich in die gewohnte häusliche Umgebung zurückkehren konnten. Dadurch waren die Kosten für eine solche Operation natürlich viel geringer als bei einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt. Nach vielen weiteren Recherchen wagte er schließlich an der Uni-Augenklinik Aachen die erste ambulante Katarakt-Operation an einer deutschen Universitäts-Augenklinik. Das Ergebnis überzeugte sowohl Patienten als auch Operateur.
Beflügelt von diesem Erfolg ließ Martin Wenzel von da an seinen Patienten die Wahl, ob sie lieber ambulant oder stationär operiert werden wollten. Die Zahl der ambulanten Operationen nahm stetig zu, daneben forderten die Patientenversorgung, Lehre, Forschung und Weiterbildung einen immer höheren Zeiteinsatz. Der Familienmensch Martin Wenzel wünschte sich mehr Zeit für die Familie mit 3 Kindern. Da kam ein Angebot aus Trier im Jahr 2000 sehr gelegen. Die Familie wechselte von Aachen nach Trier. Als leitender Arzt führte er die ambulanten Operationen nun auch in Trier ein. Im Jahr 2005 eröffnete Prof. Dr. Martin Wenzel dann die Augenklinik Petrisberg in Trier. Diese Privatklinik steht Patienten aller Krankenkassen offen - sie hat sich spezialisiert auf die ambulante operative Augenheilkunde. So schließt sich ein Kreis. Hatte Wenzel vor 20 Jahren noch irritiert die schönen Kliniken in einem angenehmen Ambiente in den USA betrachtet, betreibt er heute voller Überzeugung genau so eine Einrichtung. Wenzel: "Die Technik und Einrichtung kann man einkaufen. Wir können in unserer Klinik so persönlich und individuell auf den einzelnen Menschen eingehen, wie es in großen stationären Häusern nur selten möglich ist." Die Patienten haben dieses neue Angebot in Trier dankbar aufgegriffen. Martin Wenzel ist fast wieder in der Heimat angekommen. Mit dem Rennrad ist er auch heute wieder auf manchen Strecken unterwegs, die ihn schon in seiner Jugend faszinierten - wenn auch bei weitem nicht so oft, wie er es gerne täte. Denn die Arbeit in der neuen Augenklinik Petrisberg ist eine neue, ständige Herausforderung: "Diese Arbeit mache ich aber sehr gerne. Mit einem phantastischen und hochmotivierten Team für das bessere Sehen der Patienten zu arbeiten ist für mich persönlich ein großes Glück."
Quelle: Prof. Dr. Hermann Simon, Eifel-Zeitung 2/2008, Kinder der Eifel - Erfolgreich in der Welt.